Theater der Unterdrücktenfoto: markus scholz foto: till baumann

Theater der Unterdrückten besteht aus einer Vielzahl von Spielen, Übungen und Techniken, mit deren Hilfe die Mitwirkenden ihre Lebensrealitäten in Szene setzen und gemeinsam mit dem Publikum Schritte zur Veränderung proben. Begründer des Theaters der Unterdrückten war der brasilianische Theatermacher Augusto Boal, der in den 60er und 70er Jahren unter der Erfahrung lateinamerikanischer Diktaturen mit der Entwicklung neuer emanzipatorischer Theaterformen begann und diese Arbeit dann im europäischen Exil fortsetzte. Eng verbunden mit Paulo Freires Pädagogik der Unterdrückten stellt Theater der Unterdrückten gesellschaftliche Realitäten in Frage und regt zur Probe ihrer Veränderung an. Ein zentraler Ansatz ist Forumtheater, bei dem die Teilnehmenden auf der Basis von realen Konfliktsituationen Szenen entwickeln, die im öffentlichen Raum aufgeführt werden. In der Regel geht es um eine oder mehrere Personen, die mit ihren Anliegen, Wünschen und Initiativen nach Veränderung scheitern, da sie von anderen gehindert bzw. unterdrückt werden. Der Joker, eine Art Vermittler zwischen Publikum und Bühne, moderiert die Diskussion und motiviert das Publikum, sich direkt in die Szene einzumischen und Veränderungsvorschläge anzubieten. Nacheinander kommen die ZuschauerInnen auf die Bühne und zeigen spielerisch Handlungsalternativen – eine Probe auf die Realität, ein Training für den Ernstfall. Andere Ansätze des Theaters der Unterdrückten sind u.a. Bildertheater, Zeitungstheater, Unsichtbares Theater und der Regenbogen der Wünsche.

Im Rahmen von Workshops und MultiplikatorInnenfortbildungen im In- und Ausland arbeite ich seit Jahren mit Ansätzen des Theaters der Unterdrückten. Stark geprägt bin ich durch die Praxis des Centro de Teatro do Oprimido in Rio de Janeiro (CTO-Rio), wo ich Ende der 90er Jahre mehrere Monate lang forschte und arbeitete und wohin ich regelmäßig zurückkehre.

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